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Roboter auf dem Acker – wie der Uckerbot die Landwirtschaft in der Uckermark verändern könnte

Ein Gespräch mit Prof. Dr. Ralf Bloch von der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE)

Bilder: Copyright Ralf Bloch

Herr Prof. Bloch, mit dem Projekt „Uckerbots“ ist jetzt ein mehrjähriges Forschungsvorhaben abgeschlossen. Was war das Ziel? 

Das Projekt startete 2021 mit einer ganz praktischen Herausforderung: Die Zuckerfabrik in Anklam wollte Bio-Zuckerrüben aus der Uckermark verarbeiten. Doch deren Anbau ist extrem arbeitsintensiv – bis zu 200 Handhackarbeitsstunden pro Hektar. Also suchten wir gemeinsam mit Bio-Landwirt:innen und Feldrobotik-Entwickler:innen nach einer Lösung. Heraus kam der „Uckerbot“, ein kleiner, KI-gesteuerter Roboter, der beim Unkrautjäten zwischen den Kulturpflanzen hilft – auch auf den schwierigen, steinigen Böden hier in der Uckermark. 

Was unterscheidet den Uckerbot von anderen Feldrobotern, die es bereits gibt? 

Der Uckerbot ist einfach zu bedienen, im Vergleich zu anderen Feldrobotern günstig in der Anschaffung (ca. 20.000 Euro) und arbeitet mit seinen verschiedenen Jätwerkzeugen sehr nah an der Kulturpflanze. Er eignet sich für verschiedene Kulturen, etwa Rote Bete oder Zwiebeln, und ist ein Open-Source-System. Das heißt, Landwirte können ihn selbst warten und reparieren. 

Welche Bedeutung hat das Projekt speziell für die Uckermark? 

Der Roboter wurde ganz gezielt für die Bedingungen in der Uckermark entwickelt, d.h. er kommt auf heterogenen, steinigen Ackerschlägen, die außerdem noch über Kuppen und Senken verfügen und somit viele verschiedene Unkräuter aufweisen, gut zurecht. 

Wird der Uckerbot schon eingesetzt? 

Die kommerzielle Version des Uckerbots, der sogenannte „Feldfreund“, wird bereits genutzt – vor allem in Forschungsprojekten, aber auch auf einigen Betrieben. Die Entwicklung schreitet voran. Wichtig ist: Der Feldfreund ist nicht das Endprodukt, sondern ein Zwischenschritt. Jetzt geht es darum, Strukturen für Wartung, Service und Know-how in der Region aufzubauen. 

Und wie geht es weiter? 

Das Folgeprojekt „Roots & Robots“ läuft bereits. Dessen Ziel ist es, den Roboter im Agroforst einzusetzen – zum Beispiel zum Jäten zwischen Baumreihen. Damit wird der Feldfreund zum „Baumfreund“. Parallel dazu untersuchen wir weitere Einsatzbereiche, z. B. im Projekt „ökoZug-BB“ beim Jäten von Gemüsekulturen wie Roter Bete. 

Was sind die größten Herausforderungen? 

Die größte Hürde: Der Roboter ist noch zu langsam für einen breiten Praxiseinsatz. Außerdem fehlt es an Dienstleistungsstrukturen für KI und Robotik in der Landwirtschaft – anders als bei der klassischen Landtechnik mit Traktor und Co. Dafür braucht es neue Geschäftsmodelle und auch Gründergeist. 

Ist der Uckerbot ein Modell für die Zukunft? 

Auf jeden Fall. Die Landwirtschaft der Zukunft wird vielfältiger, aber auch arbeitsintensiver. Gleichzeitig fehlen Fachkräfte. Hier kann Robotik eine Brücke schlagen – nicht als Ersatz für Menschen, sondern als sinnvolle Unterstützung. Es geht darum, Arbeit zu erleichtern, nicht darum, Menschen aus der Landwirtschaft zu verdrängen. 

Prof. Dr. Ralf Bloch lehrt und forscht an der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE). Er ist außerdem wissenschaftlicher Leiter der HNEE Lehr- und Forschungsstation Wilmersdorf. Schwerpunkte seiner Forschung sind (u.a.) Ökologischer Landbau und Anpassung an den Klimawandel, Agrarökologie (Schwerpunkt Agroforstsysteme) sowie Digitalisierung in der Landwirtschaft und Bereitstellung von Ökosystemleistungen (Agrarsysteme der Zukunft).