Tanzen für die grauen Zellen – Bürgervorlesung zur Demenzprävention in Prenzlau
Florian Reischauer
Bewegung stärkt das Gehirn – Tanzen besonders effektiv
Prof. Dr. Müller forscht seit vielen Jahren zu den Zusammenhängen von Bewegung und degenerativen Erkrankungen des Gehirns. In seinem Vortrag zeigte er eindrucksvoll: Regelmäßige körperliche Aktivität kann die Hirnstruktur und -funktion messbar verbessern. Besonders wirksam sei dabei Tanzen, da es nicht nur Ausdauer und Koordination erfordert, sondern ständig neue Bewegungsmuster und Abläufe fordert.
„Tanzen ist ideal, weil das Gehirn permanent herausgefordert wird. Es geht nicht um Wiederholung und Automatisierung, sondern um Lernen“, erklärte Müller. Studien belegen, dass regelmäßiges Tanzen das Risiko, an Demenz zu erkranken, um bis zu 76 Prozent senken kann. Zudem wachse bereits nach wenigen Monaten der sogenannte „Verbindungsbalken“ zwischen den beiden Gehirnhälften.
„Sport lässt Nervenzellen sprießen“
Ein zentrales Fazit des Abends: Das lange vertretene Dogma, dass sich Nervenzellen nicht erneuern, gilt als widerlegt. „Sport lässt Nervenzellen sprießen“, so Prof. Dr. Müller. Da medikamentöse Therapien derzeit bestenfalls den Krankheitsverlauf verlangsamen können, komme der Prävention eine entscheidende Rolle zu. Rund ein Drittel aller Demenzerkrankungen sei theoretisch vermeidbar.
Besonders lebendig wurde der Vortrag durch das aktive Publikum. Mehrere Fragen bezogen sich auf alltagstaugliche Bewegungsformen wie Wandern oder Rückwärtsgehen – alles Aktivitäten, die ebenfalls das Gehirn fordern. Drei über 80-jährige Damen aus dem Publikum, die seit fast 20 Jahren regelmäßig tanzen, lieferten dabei ein eindrucksvolles Praxisbeispiel für die wissenschaftlichen Erkenntnisse.
Austausch, Forschung und regionale Vernetzung
Im Anschluss informierten Joschka Haltaufderheide und Inge Fiedler von der Fakultät für Gesundheitswissenschaften Brandenburg über die Interviewstudie COLIBRI. Gesucht werden hierfür Menschen zwischen 45 und 59 Jahren, die darüber berichten, was für sie ein gutes und gesundes Leben – insbesondere im ländlichen Raum Brandenburgs – ausmacht.
Für die Studie COLIBRI werden weiterhin Interviewpartnerinnen und -partner im Alter von 45–59 Jahren gesucht, die ihre Vorstellungen vom guten Leben auf dem Land teilen möchten. Mehr Informationen zum Projekt finden Sie hier.